Dienstag, 28. Dezember 2010

Pascal Mercier - Nachtzug nach Lissabon

Plötzlich war Schluss. Raimund Gregorius, von seinen Schülern liebevoll „Mundus“ genannt, Lateinlehrer und Altsprachengenie an einem Berner Gymnasium, war unzweifelhaft aus dem Tritt geraten. Er war sich nicht einmal sicher, ob die Frau, die heute Morgen auf der Brücke im strömenden Regen einen Brief zerknüllt hatte, wirklich hatte springen wollen. Gregorius, auf das Schlimmste gefasst, war zu Hilfe geeilt. „Português“, hatte sie zerstreut auf seine Frage nach ihrer Muttersprache geantwortet und dem Verblüfften eine Telefonnummer auf die Stirn gekritzelt. Die Fremde verschwand so schnell, wie sie in sein Leben getreten war. Eine Idee blieb zurück. Wenig später war Mundus, die „museale Gestalt“, dieser in Ehren ergraute Ausbund an Korrektheit und Tüchtigkeit, für immer aus dem Klassenzimmer geflohen.

David Lama - High

David Lama, 1990 in Innsbruck als Sohn einer Österreicherin und eines nepalesischen Bergführers geboren, schaute aus seiner Wiege und sah die Alpen. Als Dreijähriger war er zum ersten Mal in Nepal. Als Sechsjähriger macht er einen Kletterkurs bei Himalaya-Legende Peter Habeler, der Spitzenkletterer Reinhold Scherer wurde sein Trainer. Mit 14 wird Lama Jugendweltmeister, mit 15 jüngster Weltcupsieger, mit 18 der jüngste Doppeleuropameister in der Geschichte des Klettersports – jetzt erobert er die Gipfel der Welt.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

E.T.A. Hoffmann - Die Elixiere des Teufels

Der Roman um den Mönch Medardus, dessen Geschlecht verflucht ist und ihn zu Leidenschaft und Grausamkeit treibt, ist nicht nur ein kanonisierter Klassiker, sondern eine Collage der Scheußlichkeiten menschlichen Handelns und Empfindens. Neben einer dezenten Hommage an M. G. Lewis' genialen "The Monk" enthält Hoffmanns Meisterwerk Anleihen damals äußerst moderner psychologischer Ideen und stellt ein wahres Sammelsurium an Motiven des Unheimlichen dar.

Samstag, 11. Dezember 2010

Joanne K. Rowling - Harry Potter

-ohne Worte-

Iny Lorentz - Die Wanderhure


Eigentlich kann Wina stolz sein auf Marie. Als Maries Mutter im Kindbett starb, hatte sich die Haushälterin des Säuglings angenommen: Nach einer kurzen Sturm- und Drangphase ist das Mädchen nun zu einer "gehorsamen und gottesfürchtigen Jungfer" geworden. Seit Marie aber weiß, dass sie an Graf Ruppert verheiratet werden soll, schleicht sie sich immer öfter verstohlen aus der Küche fort. Wo "andere Mädchen jubelten, wenn sie erfuhren, dass ein Mann aus angesehener Familie um sie warb", macht das Kind von Meister Matthis ein miesepetriges Gesicht. Es war schon ein unfreies Leben in Konstanz zu Anfang des 15. Jahrhunderts -- und unfrei soll es für Marie auch in der Folge weitergehen. Denn der Graf entpuppt sich als intriganter, krimineller Mitgiftjäger, der es nur auf das Geld des Vaters abgesehen hat. Schließlich bleibt Marie nur die Alternative zwischen Selbstmord und einem Dasein als Wanderhure, die zum Vergnügen der Männer unstet durch die Lande zieht. Marie wählt letztere Variante -- auch und gerade, um sich an jenem Menschen rächen zu können, der sie auf diese Lebensbahn gestoßen hat.

Ingrid Noll - Röslein rot

Immer häufiger zieht sich Annerose zu ihrer Glasmalerei zurück. In ihren Bildern findet sie Ruhe und Ablenkung. Denn schließlich kann sie nicht dauernd daran denken, welche neue Flamme das Herz ihres zu Hause eher biederen Ehegattens entzündet. So ganz kleine Genugtuungen kann sie sich aber nicht verkneifen. Seine selbstgesetzten Tannen im Garten fallen gnadenlos als Rache für die undurchsichtige Beziehung zur jungen naiven Imke, die ihn mit romantischen Liebesbriefen bombardiert. Für seine neue Schreibkraft, eine Freundin aus Studienzeiten, wird sich Annerose auch noch eine Niederträchtigkeit einfallen lassen. Denn wenn man schon selbst an, wie die anderen meinen, krankhafter Eifersucht leidet, sollen wenigstens alle etwas davon haben. Ingrid Noll ist auch in ihrem neuen Roman Röslein rot die uneingeschränkte Meisterin der winzigen Gemeinheiten und bitterbösen Rachegelüste, so, wie sie von ihren Fans geliebt wird.

Ingrid Noll - Die Häupter meiner Lieben

Oberflächlich betrachtet sind Cora und Maja zwei ganz normale 16-jährige Mädchen, die füreinander durch dick und dünn gehen. Doch wehe es macht ihnen irgendjemand Schwierigkeiten. Gleichgültig um wen es sich handelt, sei es der Bruder, der Freund oder später der Mann: Wer stört, stirbt, schnell und schmerzlos, ohne viel Federlesens. Ganz ohne Moral und falsches Mitleid. Ihre Morde sind so klug gemacht, dass kein Polizist auf den Gedanken kommt, tumbe Nachforschungen anzustellen. Und die Rechnung geht tatsächlich immer zu ihren Gunsten auf...

Ingrid Noll - Die Apothekerin

Genial ist der Mord schon, den Ingrid Noll in ihrem Roman Die Apothekerin verüben lässt. Das Gift wird einem Herzkranken in sein Gebiss geschmuggelt, ein Zahn wird damit präpariert und die nächste Mahlzeit ist absolut tödlich. Der Hausarzt merkt nichts und der fröhlichen Erbschaft steht nichts mehr im Wege... oder ist es doch nicht ganz so einfach?

Freitag, 10. Dezember 2010

Oliver Uschmann - Das Gegenteil von oben

„Keine Wahl zu haben, ist nicht so schlimm. Es entlastet.“ Wäre es nicht so traurig, könnte Dennis darüber lachen: Stress zu Hause, Stress in der Schule, Stress mit Mädchen – sein Leben verläuft geradezu absurd berechenbar. Doch als dann über Nacht der Nachbarsjunge verschwindet, rücken die kleinen Dramen des Alltags in den Hintergrund. Denn Dennis kommt der Verdacht, dass der Junge Opfer eines Verbrechens geworden ist. Dennis hat keine Wahl: Er beginnt, Nachforschungen anzustellen, und findet immer mehr Hinweise auf eine schreckliche Tat. Um endlich Gewissheit zu haben, wagt er sich in die Höhle des Löwen: Im Keller des Nachbarhauses kommt es zu einer Begegnung, die alles verändert.

Montag, 6. Dezember 2010

Oliver Sacks - Das innere Auge

In diesem Buch präsentiert Oliver Sacks neue packende Fallgeschichten, in denen er den neurowissenschaftlichen Zusammenhang von visueller Wahrnehmung und Bewusstsein darstellt. So etwa die Geschichte der gefeierten Pianistin, die die Fähigkeit Noten zu lesen verlor, gleichwohl aber Konzerte geben konnte. Oder die der schielenden Neurobiologin, die im Alter von 50 Jahren plötzlich zum ersten Mal perspektivisch sehen konnte – Oliver Sacks beschreibt, wie ihr Gehirn diese neue Fähigkeit nutzbar machte.