Samstag, 16. April 2011

Reif Larsen - Die Karte meiner Träume

Spivet, das ist ein bezaubernder heranwachsender Junge, mit einem „hyperaktiven Stoffwechsel“, der Zahnschmerzen bekommt, wenn er lügt, gerne Brahms hört und von dem Manche sagen, er sei ein kleiner Klugscheißer. Nun ja, das ist er wohl auch, dazu ganz schön aufgeweckt und er hat Eltern, die, vorsichtig formuliert, außergewöhnlich sind: der Vater ein Farmer, schweigsam, introvertiert, die Mutter, D. Clair, eine besessene Käferforscherin, die ‚ihren Kindern das Periodensystem beibrachte, während sie sie mit Brei fütterte’. Spivet dokumentiert, kartiert alles in seinem Umfeld, fertigt Diagramme über den Whisky- Konsum des Vaters, zeichnet mit Koordinaten sein Zuhause und „Interaktionsmuster am Abendbrottisch, vorher und nachher.“ Der Wunsch nach Wegweisern und Koordinaten, so fühlt er, stecke tief in einem. „Es hatte etwas damit zu tun, dass man, indem man den Abstand zwischen Hier und Dort maß, dasjenige, das dazwischen lag, bewältigte, und für ein Kind, dessen empirische Erfahrung notwendig begrenzt war, konnte das Unbekannte, das zwischen dem Hier und dem Dort lag, sehr angsteinflössend sein.“ Dieser kleine Spivet bricht tatsächlich nach Washington auf, um seinen Preis „für herausragende Leistungen in der populären Vermittlung wissenschaftlicher Sachverhalte“ entgegen zu nehmen. „Ich war Wissenschaftler, Kartograph, ich wurde dort gebraucht.“

1 Kommentar:

  1. Ziemlich witzige Geschichte! Teilweise etwas langatmig, aber auf jeden Fall die ganze Lesezeit wert. Mindestens genauso interessant wie der Inhalt ist die Aufmachung des Buches mit unzähligen Randnotizen. Einfach ein sehr schön gemachtes Buch; kommt selten vor!

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