Freitag, 27. Mai 2011

Peter Prange - Die Philosophin

Am Tag ihrer Erstkommunion kann Sophie noch ganz auf Gott vertrauen. Auch wenn das elfjährige Mädchen die lateinischen Worte ihres eigenen Gebets nicht verstehen kann, so glaubt sie doch, dass das Leben im Schoß der Kirche glücklich werden kann. "Während sie durch den Irrgarten der labyrinthischen Verse schnurrte, fühlte sie sich, wie wenn sie durch das Buchsbaumlabyrinth lief, das Baron de Laterre im Schlosspark angelegt hatte", heißt es in Peter Pranges Roman Die Philosophin: "Man schien ganz darin verloren, ohne Hoffnung, je ans Ende zu gelangen, doch wenn man einfach drauflos sauste, schaffte man es irgendwo doch."

Doch dann wird das Leben doch noch labyrinthischer als Sophie gedacht hat. Denn die Protagonistin lebt in einer gottlosen Zeit, die keine Autoritäten mehr anerkennen will, im Paris gegen Ende des 18. Jahrhunderts, am Vorabend der Französischen Revolution. Hier trifft Sophie den Aufklärer Denis Diderot, der gerade am größten und gewagtesten Buchprojekt der Geschichte arbeitet: der allumfassenden Enzyklopädie, die Kirche und Staat zu bedrohen scheint. Und schon ist Sophie mitten drin in einer Geschichte rund um Liebe, Verrat und persönliche Freiheit und um die Suche nach dem Glück des Lebens.

Sophie Volland stand jahrzehntelang an der Seite von Diderot, der zahlreiche Briefe an sie schrieb. Dass sie gelebt hat und nicht nur eine Fiktion des großen Denkers war, wissen wir nur aus ihrem Testament. Aus diesem dürftigen Material hat sich Bestseller-Autor Prange einen faszinierenden Roman gemacht, der die Zeit des großen Umbruchs der Weltgeschichte anhand eines Einzelschicksals lebendig werden lässt.

1 Kommentar:

  1. Ich mag gerne historische Romane, die einem ein Stueck Geschichte unterhaltsam naeher bringen, wie hier Leben und Denken von Diderot und Rousseau.

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