Mittwoch, 20. Oktober 2010

Alfred Andersch - Sansibar oder der letzte Grund

Es ist 1937, die Herrschaft des Nationalsozialismus liegt wie ein drückender Schatten auf Deutschland und die ersten Vorboten des kommenden Krieges zeigen sich schon am Horizont. Zu dieser Zeit trifft im kleinen Ostseestädchen Rerik eine Reihe ganz unterschiedliche Menschen zusammen, die alle durch ein Ziel verbunden sind: Die Sehnsucht nach dem Exil.
Anderschs "Sansibar und der letzte Grund" kreist letztlich nur um diese eine tiefe Absicht, versucht sie zu ergründen und gestaltet sie aus zu einer Anklage gegen den Nationalsozialismus und einem Plädoyer für die Freiheit des Andersseins. Besonders tritt dabei hervor wie vielgestaltig der Wunsch des Weggehens ist und welch unterschiedliche Personen ihn teilen. Egal ob KPD-Funktionär, Pfarrer oder Jüdin: Sie alle spüren die erdrückende, bleierne Zeit, in der sie leben.
Zusätzlich zu den menschlichen Exilianten beschreibt Andersch aber gekonnt noch einen anderen, hölzernen Flüchtenden, nämlich die Statur eines betenden Klosterschülers. Durch sie versteht es Andersch geschickt der Flucht ins Exil eine weitere Dimension zu geben, eine höhere, allgemeingültigere: Genauso wie der Nationalsozialimus die Statue auf Grund der durch sie symbolisierten Freiheit des (Anders-)Denkenden verfolgt, verfolgt er auch alle ihm unliebsamen Elemente, die sich nicht in sein System fügen können oder wollen.

1 Kommentar:

  1. Pflichtlektüre in der Schule, lang lang ists her. Damals hab ich nicht wirklich kapiert, um was es geht und fand das Buch dementsprechend doof. Mittlerweile sehe ich das etwas anders...

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